Austernfisher

Merkmale Unverwechselbar, Länge um 43 cm, Gewicht um 500 Gramm. Die Jungvögel sind im ersten und oft auch noch im zweiten Sommer an ihrer schwarzbraunen Schnabelspitze und einer weißen Kinnbinde kenntlich, welche die Altvögel nur im Winterkleid anlegen.

Austernfischer fliegen recht gut, wenn auch nicht wendig, sie schwimmen leidlich und können in der Not recht geschickt tauchen. Auf der Flucht vor einem hetzenden Falken oder Seeadler stürzen sie sich sogar aus dem Flug ins Wasser. An Land gehen sie meist behäbig, können aber auch rennen. Mittags sind sie schläfrig und stehen dann mit Vorliebe auf einem Bein auf von der Brandung umspülten Felsen.

Lebensraum In Amerika reicht ihr Brutgebiet lückenlos von Alaska bis Feuerland, außerdem brüten sie in Südafrika und Australien. In Osteuropa findet man sie tief im Binnenland, in Westeuropa hingegen leben sie als echte Meeresvögel und wurden charakteristisch für die deutschen Nordseeküsten.

Die im Norden brütenden Austernfischer sind Zugvögel, die im August aufbrechen und in großen Gesellschaften hoch und ziemlich schweigsam dem Land der Küsten folgend nach Süden ziehen. Einige fliegen bis Nordafrika. Die mitteleuropäischen Austernfischer sind dagegen Stand- und Strichvögel, die nur das Eis aus ihrem Brutgebiet und dessen weiterer Umgebung vertreibt. Viele trotzen auch dem härtesten Winter, und nicht wenige verlieren dabei ihr Leben. Ganz selten treibt sie die Zugunruhe auch weit ins Binnenland.

Auf Edernish ist der Austernfischer einer der ersten Vögel, die sich im Frühling blicken lassen.

Fortpflanzung Austernfischer halten lebenslang am einmal erwählten Brutrevier fest, und manche sind auch lebenslang mit dem gleichen Partner verbunden. Trotzdem findet im Frühjahr bis weit in den Sommer hinein das feierliche Schauspiel der Gruppenbalz statt. Dabei stehen die Vögel, den Schnabel zur Erde gerichtet, beisammen, laufen auch nebeneinander her, hin und zurück, und bilden schließlich einen Kreis. Dabei rufen sie in steigendem Tempo "kewik....kewik....kwik, kwik, kwik, kwirr". Nach diesem Triller bekam die ganze Vorführung den Namen Trillerspiel. Es kann auch im Fluge ausgeführt werden.

Austernfischer schreiten erst nach ihrem zweiten Winter zur Brut. Das Nest liegt auf einer Sandbank oberhalb der Hochwasserlinie oder in küstennahen Wiesen und ist oft nur eine ausgescharrte Mulde, manchmal aber auch nicht ohne Schönheitssinn mit Muschelschalen oder welken Blättchen ausgelegt. Austernfischer sind keine Koloniebrüter. Brutbeginn im zweiten Maidrittel bis in den Juni hinein. Nachgelege auch im Juli. Das zweite der hühnereigroßen Eier wird etwa 24 Stunden nach dem ersten gelegt, das dritte und meist auch letzte 48 Stunden später. Beide Eltern lösen sich häufig beim Brüten ab. Brutdauer 27 bis über 30 Tage. Den Jungen wird anfangs das Futter vorgehalten, bei den auf Muschelkost spezialisierten Paaren sogar noch bis über das Flüggewerden hinaus. Offenbar wird der Schnabel erst recht spät dazu tauglich, die Muscheln aufzuschneiden. Die Eltern und alle benachbarten Austernfischer verteidigen ihre Brut mit gellendem Geschrei und Schnabelhieben gegen Nestplünderer wie Krähen und Großmöwen. Dennoch kommen etwa zwei Drittel der Jungen schon in den ersten Lebenstagen um. Viele ertrinken, wenn die Eltern sie bei Ebbe hinaus in das Watt führen und dann die Flut hereinrollt. Die Jungen schlüpfen mit einem Gewicht von etwa 30 Gramm. Die Austernfischer haben Aussicht auf ein langes Leben, einer wurde in Freiheit 36 Jahre alt.

Nahrung Kleintiere des Meeresstrandes. Austernfischer stoßen ihren schmalen, scharfen Schnabel in spaltenbreit geöffnete Muscheln und durchtrennen deren Schließmuskel, ehe sie zuklappen. Es kommt vor, dass die Muschel schneller ist und den Schnabel einklemmt. Dann schleppt sie der Vogel mit sich herum bis sie ermüdet loslässt.

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Kuckuck (Cuculus canorus)

Merkmale Ein mittelgroßer, langschwänziger Vogel mit falkenartiger Flugsilhouette, aber charakteristischem, flachem und gleichmäßig schnellem Flügelschlag. Altvögel grau mit weiß geflecktem Schwanz, gesperberte, das ist quergestreifte Brust, daneben kommen auch rotbraune Tiere vor. Jungvögel auch auf Kopf und Rücken quergestreift, grau oder braun. Stimme des Männchens der bekannte Kuckucksruf; Stimme des Weibchens völlig anders, falkenartig gickernd, in der Erregung eigenartig fauchende Töne.

Lebensraum Extrem anpassungsfähig. Von der Halbwüste über geschlossene Laub- und Nadelwälder und Hochmoore bis an den Nordrand der Waldzone, wo immer es Kleinvögel und Insekten gibt.

Fortpflanzung Gründlich erforscht und immer noch nicht vollständig bekannt. Das Weibchen legt seine Eier in die Nester anderer Vögel und kümmert sich danach nicht weiter um die Aufzucht - das nennt man Brutparasitismus. Ferner ist der Kuckuck polyandrisch, das heißt, dass ein Weibchen mit mehreren Männchen zusammen in einem Brutgebiet lebt. Die Männchen kommen vor den Weibchen aus dem Überwinterungsgebiet in ihr vorjähriges Revier zurück und locken mit dem bekannten Kuckucksruf durchziehende Weibchen an. Der Tag des ersten Kuckucksrufs im Frühjahr pflanzt sich wellenartig von Südeuropa nach Nordosten fort: Zwischen Süddeutschland und Südfinnland braucht diese Welle etwa 3 Wochen, von Mitte April bis in das erste Maidrittel. In der ersten Junihälfte erlahmt dann die Ruflust der Kuckucke, erlischt aber nicht vor Ende Juli. Beim Rufen sitzt der Kuckuck an erhöhter Stelle, lässt die Flügel hängen und hebt den etwas gefächerten Schwanz.

Das Kuckucksweibchen legt seine Eier in die Nester der verschiedensten Singvögel, auch des winzigen Zaunkönigs, und manchmal verirrt es sich und legt in eine Spechthöhle oder in das Gelege eines Nestflüchters, wo der junge Kuckuck dann natürlich verloren ist. Auch im Nest des Hausperlings hat er keine Chance, da die Sperlinge ihm das Futter verweigern. Insgesamt wurden schon über 120 Wirtsarten festgestellt, davon 20 als Hauptwirte, darunter Rotschwänzchen, Bachstelze, Baumpieper, Rohrsänger und Steinschmätzer. Jedes Weibchen legt in das Nest der Vogelart, von der es selber aufgezogen wurde. Man fand auch schon zwei Kuckuckseier im selben Nest, aber dann stammten sie von zwei verschiedenen Weibchen. Wird ein Gelege bereits länger bebrütet, kommt der Kuckuck zu spät.

Das Ei wird mit raffinierter Strategie in das Wirtsnest geschmuggelt. Zunächst findet das Weibchen das Nest und beobachtet die Altvögel. In einem unbewachten Moment vollbringt es sein Werk. Manchmal lenkt auch der männliche Kuckuck die Vogeleltern ab, wie überhaupt der Kuckuck von Kleinvögeln erbittert beschimpft und manchmal sogar angerempelt wird, wo immer er sich zeigt. Teils setzt sich das Weibchen unmittelbar in das Wirtsnest, bei Höhlenbrütern klammert es sich außen an; manches Ei fällt daneben und zerbricht, obwohl Kuckuckseier viel dickere Schalen haben als gleichgroße Singvogeleier. Manchmal wird das Ei auch zunächst auf den Boden gelegt, dann mit dem Schnabel ergriffen und ins Nest gebracht. Oft wirft der Kuckuck ein Wirtsvogelei aus dem Nest oder frisst es gar auf. Über die Eizahl des Kuckucks herrscht bislang Unklarheit: Es werden Zahlen zwischen 5 und 25 genannt. Jedenfalls ist die Zeit der Eiablage sehr lang und reicht von Anfang Mai bis weit in den Juli, also fast so lange, wie es frische Wirtsvogelnester gibt.

Die Eier sind, gemessen an der Größe des Kuckucks, erstaunlich klein - im Mittel etwas über 20 mm lang, nicht größer als ein Spatzenei, das durchschnittlich auch über 20 mm lang ist. Manche, aber nicht alle Kuckuckseier sehen den Wirtsvogeleiern in Färbung und Zeichnung überraschend ähnlich.

Manche Kleinvögel verlassen ihr Nest, wenn sie ein Kuckucksei darin finden, andere werfen es "über Bord", wieder andere überbauen ihr eigenes Gelege samt Kuckucksei mit einer Lage neuen Nistmaterials und legen dann abermals. Aber oft genug nehmen sie den Fremdling an und brüten ihn zusammen mit den eigenen Eiern aus. Der junge Kuckuck schlüpft dann meist früher als seine Stiefgeschwister - nach 11 bis 13 Tagen Brutzeit. Er wächst extrem schnell. Selbst wenn er Tage nach den anderen Jungen schlüpft, überholt er sie doch rasch an Gewicht. 10 bis 15 Stunden nach der Geburt erwacht im Jungkuckuck ein "Rauswurf-Reflex", der ihn veranlasst, alle Dinge, mit denen er in Berührung kommt, über den Nestrand zu stemmen. Drei bis vier Tage lang lebt sich dieser Reflex aus.

In dieser Zeit hat der Jungkuckuck alle seine Stiefgeschwister auf den breiten Rücken geladen und über den Nestrand gewuchtet. Die Vogeleltern, die nur solche Jungen akzeptieren, die in der Nestmulde liegen, sehen diesem Treiben tatenlos zu. Gerade bei kühlen Temperaturen, wenn etwa die Eltern fort sind und ihre Jungen verklammen, ist der junge Kuckuck besonders rege. Oberhalb von 25 Grad dagegen, wenn die "rechtmäßigen" Jungen munter werden, stellt der Kuckuck seine Bemühungen ein. Sitzt der junge Kuckuck schließlich allein im Nest, so frisst er so viel und wächst so schnell wie sonst die ganze Kinderschar. Sein Sperrachen ist von verführerischer Leuchtkraft und sein Bettelruf von durchdringender Stärke. So wächst er rasch heran, wird schnell selbständig und macht sich alleine auf den Weg nach Afrika, ohne jemals seinen Eltern begegnet zu sein. Südlich des Äquators kann der Kuckuck jedoch Artgenossen begegnen, die dort heimisch sind, aber niemals Zugdrang nach Norden verspüren. Sie gehören der afrikanischen Rasse unseres Kuckucks an. Daneben gibt es in Afrika noch zahlreiche Kuckucke, die unserem Kuckuck ähneln, aber Nester bauen und ihre Jungen selber aufziehen.

Nahrung Insekten, manchmal auch Eier von Kleinvögeln, in deren Nester sie ihre Eier legen.

Vogel des Jahres 2008.

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Elster

Merkmale Unverwechselbar ist ihr schwarzweißes Federkleid. Länge 46 cm, Spannweite 60 cm.

Lebensraum Kulturland mit Büschen und Bäumen, Feldgehölze, Parklandschaften, Ansiedlungen und Stadtränder.

Fortpflanzung Das Elsterpaar lebet in Dauerehe und bleibt in nicht zu harten Wintern im Brutgebiet. Schon im März bauen beide Partner in den frühen Morgenstunden an ihrem großen Kugelnest mit seitlichem Einschlupf. Es liegt teils hoch in Baumkronen, teils metertief in Büschen und sogar in Entwässerungsgräben unter dem Niveau des umliegenden Landes, aber immer zwischen etwa fingerdicken Zweigen oder Halmen. Manche Elsterpaare brüten unbehelligt in den Gebüschen entlang der Autobahnen, manche im Stadtgebiet, also an Orten, wo die Jagd ruht. In den Nestboden ist eine bis zu 4 cm dicke Lehmschicht eingearbeitet, so dass die Nester jahrelang halten. Die Kuppel des Nestes besteht aus sparrig ineinander gesteckten Zweigen, oft auch aus Dornengezweig.

Brutzeit April bis Juni, eine Brut, 5 bis 6 Eier, Brutdauer 17 bis 18 Tage, Nestlingsdauer 22 bis 27 Tage. Zur Brutzeit sind die Elstern sehr heimlich und schweigsam.

Nahrung Vom Frühjahr bis in den Herbst hauptsächlich Insekten, die allerdings auch im Winter nicht ganz fehlen. Die Nahrung wird am Boden, aber auch hüpfend im Gebüsch gesucht. Elstern erschlagen Feldmäuse und plündern Vogelnester bis zur Größe eines Fasanengeleges. Sie sammeln überfahrene Tiere auf Straßen und sind dabei so geschickt, dass nur höchst selten einmal eine Elster überfahren wird. Elstern finden sich auch am Fallwild ein, wenn nur stärkere Tiere es erst aufgebrochen haben. Im Winter finden sie Verwertbares auf Müllplätzen und fressen vermehrt Getreidekörner oder andere Pflanzensamen

Allgemeines Der Flug der Elstern ist langsam und flatterig, aber er stellt selbst den fluggewandten Habicht vor solche Probleme, dass er die Elstern lieber unbeachtet lässt. Jung aufgezogene Elstern werden sehr anhänglich, machen sich aber durch den Diebstahl von glänzenden Gegenständen, wie Brillen, Schlüssel und Schmuck, unbeliebt.

Elstern nutzen sehr geschickt alle Möglichkeiten der vom Menschen gestalteten Zivilisationslandschaft. Wo sie beispielsweise vom Jäger kurzgehalten werden, brüten sie zwischen Häusern oder in unmittelbarer Nachbarschaft vielbefahrener Straßen. So gehören sie zu den wenigen Vogelarten, die als anpassungsfähige Kulturfolger keines gesetzlichen Schutzes bedürfen.